Der Guba mit Lämmerlöckchen ist ein Oberbekleidungsstück aus der Wolle vom Zackelschaf. Im 18.-19. Jahrhundert gehörte er zu der allseits bekannten Tracht. Als Grundlage diente das sog. Guba-Tuch, für das es schon schriftliche Belege aus dem Jahre 1387 gibt. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts galt der Guba mit Lämmerlöckchen über mehr als hundert Jahre als beliebtes Kleidungsstück in der Ungarischen Tiefebene. Im Jahre 1770 gab es schon 350 Guba-Weber, die den Debrecener Guba mit Lämmerlöckchen fertigten. In den 1840-er Jahren stellten sie an die 20.000 bis 25.000 Stück her.

 

„Der Guba ist ein Oberbekleidungsstück aus reiner ungarischer Schafwolle, das der menschliche Erfindergeist zum Schutz gegen Wind und Wetter und somit zum Erhalt des körperlichen Wohls und der Gesundheit hervorgebracht hat. Es ist notwendig, hier den Ausdruck ’aus reiner ungarischer Schafwolle’ zu erklären. Unter dem Namen ’ungarisches Schaf’ ist jene Rasse zu verstehen, die sich  durch langhaarige, zumeist strähnenartig gelockte Wolle auszeichnet. So konnte beispielsweise die Wolle des deutschen Schafes   nicht für den Guba verarbeitet werden. Die Bezeichnung ’reine Wolle’ bezog sich nicht allein auf die Sauberkeit der Wolle, sondern darauf, dass nur Schafwolle und zwar neue Wolle verwendet werden durfte, um in Debrecen den Guba herzustellen. Andernorts gab es Weber, die auch Rinderhaar oder von alten Pelzmänteln abgeschorene Wolle nahmen. In Debrecen war man sehr auf die Reinheit der zu verarbeitenden Wolle bedacht. Bei Märkten wurde dies auf gesondert ausgehängten Tafeln Gesellschaft gekennzeichnete: Guba-Weber, der mit reiner Debrecener Wolle arbeitet."

(Imre Harsányi, Guba-Weber, Träger des Silberkranzes)

 

 

Robert Townson schreibt in Travels in Hungary (with a short account of Vienna in the year 1793)
[London, 1797, Kap. IX, ab S. 238] über den Debrecener Guba wie folgt:

"Der Guba ist, soviel ich weiß, ein spezielles, für Ungarn typisches Produkt, und auch hier wird er nur an einigen Orten gefertigt. Er ist ein äußerst angenehmes Kleidungsstück für alldiejenigen, die von Berufs wegen der Unbill des Wetters ausgesetzt sind, wie zum Beispiel die Hirten und Schäfer. Der Guba kann überall dort gefertigt werden, wo Schafe mit langer Wolle (Zackelschafe) gezüchtet werden: Der Guba ist eine vollkommene Imitation des Schafwollvlieses.

Elegantere Guba-Mäntel werden aus der Wolle von Lämmern oder jungen Schafen gefertigt: die Guba-Mäntel aus blau gefärbter Lammwolle sind (vielleicht ihrer bläulich schwarzen Farbgebung halber) sehr ansehnlich und ersetzen zur Winterszeit jeden Fellmantel. Sie sind auch dreimal so teuer wie die gewöhnlichen Guba-Mäntel. 

Die gewaschene, gezupfte und kardierte Wolle wurde versponnen und dann gewebt und gekämmt, um  überflüssige Haare zu entfernen. Im weiteren musste das Gewebe gewalkt werden, um es zu verdichten.  Für den Guba mit Lämmerlöckchen wurden gelockte Lammsträhnen mit eingewebt, an den Schultern recht dicht und am Mantelsaum nicht so eng beieinander. Für schwarze Mäntel wurden auch die Lockensträhnen eingefärbt. Vom Schnitt her ist der Guba-Mantel einfach. Er galt als praktisches Kleidungsstück, weil er vor Kälte ebenso wie vor Wind und Wetter schützte, aber nie zu warm wurde."